2.000 Patientinnen in Deutschland mit Genitalverstümmelung diagnostiziert

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Eine aktuelle Umfrage der TaskForce bei den kassenärztlichen Vereinigungen der Bundesländer über die Anzahl von Patientinnen mit Genitalverstümmelung (Diagnoseschlüssel Z91.7) enthüllt folgende Fakten:

= Im Jahr 2019 wurden knapp 2.000 Patientinnen mit einer behandlungsbedürftigen Genitalverstümmelung diagnostiziert. Das sind fast 40% mehr als 2016, als rund 1.300 dieser Diagnosen gestellt wurden.

= Bei fast 200 der diagnostizierten Opfer handelte es sich um minderjährige Mädchen, die Hälfte davon jünger als 12 Jahre.

= Insgesamt wurde seit 2016 bei mehr als 530 minderjährigen Mädchen eine Genitalverstümmelung festgestellt, davon waren 250 jünger als 12 Jahre und mehr als 100 sogar jünger als fünf Jahre.

Diese Zahlen beziehen sich ausschließlich auf Mädchen und Frauen, die kassenärztlich ambulant betreut wurden. Genitalverstümmelungen, die im Rahmen stationärer Aufenthalte in Krankenhäusern festgestellt wurden oder im Rahmen privatärztlicher Behandlungen sind hier nicht erfasst.

„Was wir anhand dieser Zahlen sehen, ist nur die Spitze des Eisberges und bilden vielleicht 2% bis 5% der tatsächlichen Verstümmelungsopfer, die in unserem Land leben, denn eine lückenlose Datenerhebung ist von den politischen Verantwortlichen nicht gewollt“, so TaskForce-Gründerin Ines Laufer.

Erst im letzten Monat deckte die TaskForce auf, wie Franziska Giffey und ihr Familienministerium das Problem der Genitalverstümmelungen in Deutschland kleinrechnet und mit viel zu niedrigen Zahlen die Öffentlichkeit täuscht.

250 Opfer unter 12 Jahren – aber keinerlei Strafverfolgung!

Nach unseren Schätzungen müssen wir von über 20.000 hochgefährdeten minderjährigen Mädchen ausgehen, die aus Hochrisikoländern mit einer Verstümmelungsrate über 75% stammen, z.B. Ägypten, Äthiopien, Eritrea, Sudan, Mali, Somalia uvm.

„Das Umfrageergebnis zeigt, dass tatsächlich hunderte minderjährige Verstümmelungsopfer von Ärzten identifiziert werden, aber – und das ist de facto ein echter Skandal – ohne strafrechtliche Konsequenzen für die i.d.R. als Anstifter agierenden Familienmitglieder“ erörtert Ines Laufer. „Das ist die direkte Folge der politisch gewollten Täterschutzpolitik, mit der seit Jahrzehnten u.a. die Ärzteschaft daran gehindert wird, diese Gewalttaten den Ermittlungsbehörden anzuzeigen

Umfassender Schutz der gefährdeten Kinder ist so einfach – allein es fehlt der politische Wille

Die TaskForce fordert seit über einem Jahrzehnt die Umsetzung ebenso simpler wie wirksamer, umfassender staatlicher Schutzmaßnahmen für alle gefährdeten Mädchen, wie z.B. regelmäßige medizinische Unversehrtheitskontrollen und Einführung einer ärztlichen Meldepflicht an die Strafverfolgungsbehörden, wenn Genitalverstümmelungen an minderjährigen Opfern festgestellt werden.

Doch während der Steuerzahler für völlig verfehlte, wirkungslose „Aufklärungsstrategien“ zu Kasse gebeten wird, weigern sich  Bundesregierung und Parlamentarier nach wie vor, ihrem Schutzauftrag für die spezifisch gefährdeten Mädchen nachzukommen und es drängt sich die Frage auf, wie lange die Öffentlichkeit das noch hinnehmen will.

 

Foto (c) Shutterstock

9 Comments

  1. […] weitere Untersuchung ergab Ende des Jahres, dass niedergelassene Ärzte allein im Jahr 2019 knapp 2.000 Patientinnen mit einer behandlungsbedürftigen Genitalverstümmelung diagnostizierten. Der Tatsache, dass seit 2016 bei mehr als 530 minderjährigen Mädchen eine […]

  2. […] study at the end of the year showed that general practitioners diagnosed almost 2,000 patients with genital mutilation in need of treatment in 2019 alone. The fact that genital mutilation has been found in more than 530 underage girls […]

  3. […] weitere Untersuchung ergab Ende des Jahres, dass niedergelassene Ärzte allein im Jahr 2019 knapp 2.000 Patientinnen mit einer behandlungsbedürftigen Genitalverstümmelung diagnostizierten. Der Tatsache, dass seit 2016 bei mehr als 530 minderjährigen Mädchen eine […]

  4. […] Davon abgesehen, dass Giffey die Erklärung schuldig bleibt, wie die besonders gefährdete Gruppe der Kindergarten- und Vorschulkinder dieses Papier „herunterladen und ausdrucken“ soll, werden sich die Familien in den Herkunftsländern kaum von einem Papier beeindrucken lassen, das auf die Strafbarkeit der Genitalverstümmelungen in Deutschland verweist, wenn in der Praxis überhaupt keine Täter und familiären Anstifter verurteilt werden – trotz tausender Opfer in unserem Land. […]

  5. […] Davon abgesehen, dass Giffey die Erklärung schuldig bleibt, wie die besonders gefährdete Gruppe der Kindergarten- und Vorschulkinder dieses Papier “herunterladen und ausdrucken” soll, werden sich die Familien in den Herkunftsländern kaum von einem Papier beeindrucken lassen, das auf die Strafbarkeit der Genitalverstümmelungen in Deutschland verweist, wenn in der Praxis überhaupt keine Täter und familiären Anstifter verurteilt werden – trotz tausender Opfer in unserem Land. […]

  6. […] Davon abgesehen, dass Giffey die Erklärung schuldig bleibt, wie die besonders gefährdete Gruppe der Kindergarten- und Vorschulkinder dieses Papier “herunterladen und ausdrucken” soll, werden sich die Familien in den Herkunftsländern kaum von einem Papier beeindrucken lassen, das auf die Strafbarkeit der Genitalverstümmelungen in Deutschland verweist, wenn in der Praxis überhaupt keine Täter und familiären Anstifter verurteilt werden – trotz tausender Opfer in unserem Land.  […]

  7. […] auf knapp 22.000 drastisch nach oben korrigieren und fand heraus, dass in Deutschland bereits hunderte minderjährige Mädchen mit behandlungsbedürftigen Genitalverstümmelungen ambulant behandelt […]

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