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…und die Frage nach der moralischen Verkommenheit westlicher Journalisten.

Kommentar von Ines Laufer

In einem kürzlich veröffentlichen Beitrag der BBC interviewt eine britische Reporterin eine Genitalverstümmlerin namens Memunatu Turay in Sierra Leone. Also – sie plaudert mit ihr und tauscht Nettigkeiten aus.

Und schreibt ihr Attribute wie „herzlich und leidenschaftlich“ zu. Ihre Fragen sind ebenso harmlos wie nichtssagend, in devoter Manier vermeidet sie jegliche Konfrontation, bringt ungefiltert, unreflektiert und unkommentiert die irrsinnigen Antworten der Verstümmlerin – von der sie regelrecht vorgeführt wird – direkt an die Leser, gekrönt noch durch die Vermeidung der korrekten Benennung „mutilator“ = Verstümmlerin. Stattdessen macht sie aus der Berufs-Gewalttäterin einen „proud cutter“!

Fast zeitgleich schreibt eine deutsche Bloggerin im Rahmen einer Blogparade über ihr Treffen mit einer „ehemaligen“ Verstümmlerin in Äthiopien – die mit ihren Worten das „Handwerk des Beschneidens“ ausübte, als handele es sich um so etwas wie töpfern, nähen oder weben! Schließlich wolle sie ja Denkweisen verstehen, die sich von ihrer „westlichen Sicht“ unterscheiden – da quillt der Kulturrelativismus aus jeder Silbe.

Der einzige Anspruch solcher desinformierenden Artikel scheint zu sein,

1.) einen gewissen Voyeurismus zu bedienen,

2.) Menschen, die kleinen Mädchen die Genitalien abschneiden, doch irgendwie in ein gutes Licht zu rücken und

3.) davon abzulenken, was diese Menschen tatsächlich tun/taten.

Und das ist nichts anderes als organisierte Folter – verübt an Kindern – mit immer dem gleichen Ziel: Sie in ihrer Persönlichkeit und in ihren körperlichen Möglichkeiten so zuzurichten, dass sie für ihre künftigen Eigentümer (euphemistisch auch „Ehemänner“ genannt), an die sie i.d.R. gegen ihren Willen vom eigenen Vater verkauft werden, einfacher zu handhaben sind.  Es geht darum, den Willen der Opfer, zu brechen und unter den Eigenen zu unterwerfen.

Die Einzelheiten der Bestialitäten, die den Opfern zusätzlich zur Verstümmelung ihrer Genitalien zugefügt werden, dürften die Grenze des Erträglichen bei Menschen mit einigermaßen ausgebildeter Empathiefähigkeit schnell überschreiten, denn das, was die „herzlichen“ Memunatu Turays den Kindern antun – und wie sie es tun- offenbart puren Sadismus:

„Mit den Eisenstäben werden die Mädchen…geschlagen, damit sie brüllen wie Affen…Mit den Rasierklingen wird ihnen die Klitoris abgeschnitten…“

Was läuft so dermaßen schief in den Köpfen und in den Herzen?

In der medialen Anbiederung an Verbrecherinnen wie Memunatu Turay manifestiert sich westliche Doppelmoral ebenso wie eine bedenkliche moralische Verkommenheit – sowohl seitens der verantwortlichen Vertreter der schreibenden Zunft als auch bei der geneigten Leserschaft, die solche Beiträge goutiert ohne einen angemessenen Shitstorm loszutreten.

In Wahrheit ist es schlichtweg abartig, unmenschlich und ein Schlag ins Gesicht der Opfer, sich mit diesen Täterinnen an einen Tisch zu setzen, über ihre Gewalttaten zu plaudern und zu scherzen oder so zu tun als seien sie „ja ganz normale Menschen“ und keine sadistischen Kinderquälerinnen.

Es ist in etwa so, als ließe man Pädokriminelle ganz genau schildern, wie sie Kinder sexualisiert misshandeln, nicht ohne ihre „Herzlichkeit und Leidenschaft“ zu loben und sie nach ein paar Nettigkeiten als „Kinderfreunde“ der Öffentlichkeit zu präsentieren. Undenkbar!

Die einzige Energie, Zeit und Anstrengung, die wir hinsichtlich dieser Verbrecherinnen investieren sollten, ist medialer und politischer Druck auf die verantwortlichen Regierungen, damit sie den Verstümmlerinnen endlich

1.) ein für allemal das Handwerk legen und sie

2.) ihrer wohlverdienten Strafe zuführen.

Denn nur durch konsequente Ächtung und Bestrafung der Täter und wirksamen Schutz der Mächen wird diese Gewalt dauerhaft zu stoppen sein, wie wir z.B. in unserem Beitrag „Warum Information und Aufklärung im Kampf gegen Genitalverstümmelung nicht zum Ziel führt…“  erörtert haben.

Weiterlesen: Genitalverstümmelung und der Sadismus der Täterinnen

Foto: (c) Screenshot BBC

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